Das Ruhrgebiet ist vor allem für seine Kohlevorkommen und die damit verbundene Förderindustrie bekannt. Die dicht besiedelte Region mit über 5 Mio. Einwohnern wurde lange durch die Bergbauindustrie dominiert, wandelt sich seit der Kohlekrise in den 1950er Jahren jedoch mehr und mehr zu einem kreativen kulturellen Highlight, das im Jahre 2010 – neben Pécs und Istanbul – sogar als „Kulturhauptstadt Europas“ ausgezeichnet wurde. Wir stellen Ihnen die zehn interessantesten Sehenswürdigkeiten dieser Region mit den vielen Gesichtern vor.
1. Gasometer
Der Gasometer in Oberhausen ist der größte Schiebegasbehälter Europas. Dieses unübersehbare Wahrzeichen des Ruhrgebietes, das Teil der Route der Industriekultur ist, wurde 1929 errichtet und 1988 stillgelegt. Nach dem Umbau in den Jahren 1993-1994 wurde der Gasometer als Touristenattraktion zugänglich gemacht. Mit einem gläsernen Aufzug können schwindelfreie Besucher unter das Dach des 117 Meter hohen Turms fahren, zudem führt ein zweiter Aufzug oder alternativ 592 Stufen von außen auf das Dach. Von dort aus können Sie bis zu 35 Kilometer weit über das westliche Ruhrgebiet sehen. Im Gasometer finden übrigens regelmäßig visuell beeindruckende Ausstellungen statt. Die bis zum Jahre 2012 erfolgreichste Veranstaltung war die Weltraumausstellung „Sternstunden – Wunder des Sonnensystems“ von 2009-2010 mit rund 950.000 Besuchern. Diese Zahl vermittelt einen Eindruck davon, welche touristische Bedeutung das Gasometer für das Ruhrgebiet hat. Während Ihres Besuchs sollten Sie also unbedingt einen Abstecher nach Oberhausen machen.
2. Schauspielhaus Bochum
Das Schauspielhaus an der Königsalle in Bochum gehört zu den wichtigsten Theaterspielstätten Deutschlands. 1915 wurde hier das erste von der Stadt betriebene Theater eröffnet, der Bau wurde jedoch während des Zweiten Weltkriegs nahezu vollständig zerstört. Im Herbst des Jahres 1953 wurde das neue Gebäude des Bochumer Schauspielhauses eröffnet. Dieser Bau ist architektonisch sehr interessant – durch den klassische Backstein und die großen Fensterflächen, die die gesamte Front beherrschen, wirkt es zugleich leicht und massiv. Das Schauspielhaus Bochum ist eine der renommiertesten Spielstätten der Bundesrepublik, entsprechend qualitativ hochwertig sind die Aufführungen. Mit dem aktuellen Intendanten Anselm Weber werden übrigens über die regionalen und nationalen Schauspieler hinaus zunehmend auch internationale Künstler in das Schauspielhaus eingeladen. Einen Haken hat das Ganze jedoch: Die Karten für die Vorstellungen sind begehrt und daher meist schnell ausverkauft. Wenn Sie also die Stadt besuchen und an einer der Aufführungen interessiert sind, sollten Sie sich frühzeitig über das aktuelle Programm informieren und sich Ihre Karten sichern.
3. Essener Dom
In der östlichen Innenstadt von Essen steht der Essener Dom, auch Essener Münster genannt. Ein Großteil des heutigen Kirchengebäudes besteht aus einem gotischen Hallenbau aus dem späten 13. Jahrhundert, wobei die Krypta und das Westwerk des vorigen Kirchenbaus erhalten geblieben sind. Sehenswert ist das Essener Münster jedoch weniger aufgrund seiner Architektur, sondern vielmehr wegen des in der Domschatzkammer beherbergten Domschatzes: Die ältesten der hier versammelten sakralen Kunstobjekte stammen aus dem 10. Jahrhundert und sind größtenteils sehr gut erhalten. Das wichtigste Exponat ist die sogenannte „Goldene Madonna“, deren Fertigung auf das Jahr 980 n. Chr. geschätzt wird. Hierbei handelt es sich um das älteste rundplastische Marienbild, das heute noch existiert. Der Domschatz des Essener Münsters bildet eine bedeutende und sehenswerte Sammlung sakraler Kunst, deren Objekte teilweise bis heute im Gottesdienst Verwendung finden. Darüber hinaus ist Musik ein äußerst wichtiges Element im Dom: So sorgen die „Essener Domsingknaben“, der „Essener Domchor“ und der „Mädchenchor am Essener Dom“ in Liturgien und Konzerten für eine beeindruckende akustische Kulisse.
4. Landschaftspark Duisburg-Nord
ine spannende Mischung aus Natur und (Industrie-)Kultur bietet der Landschaftspark Duisburg-Nord. Im Stadtteil Meiderich entstand rund um ein stillgelegtes Hüttenwerk ein einzigartiges Freizeitareal, das Sie auf Ihrer Reise durch das Ruhrgebiet nicht verpassen sollten. Dank des vielfältigen Angebots findet hier jeder Besucher das Richtige. Naturfreunde genießen beispielsweise ausgedehnte Spaziergänge oder Radtouren durch die Gartenanlagen. Außerdem gehören unter anderem ein Klettergarten, ein Hochseilparcours und ein Tauchgasometer – das größte Indoor-Tauchbecken Europas – zum Park. Doch auch kulturell hat das Areal viel zu bieten: So ist das alte Hüttenwerk Spielort des Kunstfestivals „Ruhrtriennale“, außerdem finden hier unter anderem Messen, Festivals und im Sommer Open-Air-Kinoveranstaltungen statt. Tipp: Wenn Sie den Landschaftspark Duisburg-Nord besuchen, bleiben Sie unbedigt bis zum Einbruch der Dunkelheit. Dann nämlich erstrahlt das alte Hüttenwerk dank einer Lichtinszenierung des Künstlers Jonathan Park in den schönsten Farben.
5. Tetraeder
Das „Haldenereignis Emscherblick“, bekannter unter dem Namen Tetraeder, in Bottrop ist eine der spannendsten Sehenswürdigkeiten des Ruhrgebiets. Die Aussichtsplattform aus Stahl in Form einer dreiseitigen Pyramide thront rund 50 Meter hoch über der Halde Beckstraße im Stadtteil Batenbrock und bietet Besuchern eine atemberaubende Aussicht über das Ruhrgebiet. Schon von weitem ist das Wahrzeichen der Stadt zu erkennen – dank Beleuchtung auch nachts. Wenn Sie das Tetraeder erklimmen möchten, sollten Sie unbedingt schwindelfrei sein, vor allem wegen der fast freien Sicht nach unten durch die Metallgitter der Stufen. Auch eine gute Kondition ist für den Aufstieg empfehlenswert, denn bis zur obersten der drei Plattformen sind es 387 Stufen! Übrigens: Auch mit schmalem Portemonnaie sollten Sie das „Haldenereignis Emserblick“ ins Auge fassen, denn erfreulicherweise ist der Aufstieg kostenlos.
6. Das Alte Dorf Westerholt
Der historische Ortskern von Herten-Westerholt im Norden der Region ist ein echter Geheimtipp für Besucher des Ruhrgebiets: In einer regelrechten Zeitreise wandeln Sie hier durch die Gassen des „Alten Dorfes“, in denen 58 zumeist restaurierte Fachwerkhäuser den nostalgischen Anblick prägen. Seit 1991 ist das Alte Dorf als Denkmalbereich eingetragen und 56 der Fachwerkhäuser sind in der Denkmalliste erfasst. Hier können die Besucher einmal eine Pause von dem sonst oft hektischen Touristenalltag machen und innehalten. Bitte beachten Sie jedoch, dass die Fachwerkhäuser kein Museum, sondern immer noch bewohnt sind – eine Besichtigung der Räume ist also leider nicht möglich. Darüber hinaus ist auch das ebenfalls zum historischen Ortskern gehörende Schloss Westerholt einen Besuch wert. Das klassizistische Gebäude entstand zwischen 1830 und 1833 und beherbergt heute unter anderem ein Hotel und ein Restaurant. Im Waldgebiet rund um das Schloss können Sie außerdem entspannende Spaziergänge unternehmen.
7. Zeche Zollverein
Die Zeche Zollverein im Essener Stadtteil Stoppenbeck gehört zu den wichtigsten und repräsentativsten Industriedenkmälern des Ruhrgebiets. Das ehemalige Steinkohlebergwerk, das bis 1986 aktiv war, ist heute zu einem bedeutenden Kulturzentrum geworden. 2001 wurde der beliebten Touristenattraktion sogar der Status des UNESCO-Weltkulturerbes verliehen. Die Zeche lockt Besucher aus der ganzen Welt an – im Jahre 2010 waren es mehr als 2,2 Millionen! Bei Ihrem Besuch sollte ein Abstecher zu diesem imposanten Bauwerk auf keinen Fall fehlen, denn das touristische Angebot ist vielfältig und bietet für jedes Interesse Führungen und Ausstellungen auf dem 100 Hektar großen Gelände. Herzstück der touristischen Landschaft Zollverein ist das „Ruhr Museum“, das im Jahre 2010 in Schacht XII eröffnet wurde. In der Ausstellung, die über drei Etagen führt, können Besucher die Natur- und Kulturgeschichte des Ruhrgebietes nachvollziehen. In der Zeche Zollverein können Sie sich aber nicht nur über die Geschichte des Standortes informieren, sondern beispielsweise auch Konzerte oder die zahlreichen Kunstprojekte genießen.
https://www.youtube.com/watch?v=ctgaOMbqiWU
8. Aquarius Wassermuseum
Museen kennen wir in vielen Varianten: Ob Archäologie, Kunst oder Kultur, die Themengebiete sind quasi unerschöpflich. Aber ein Wassermuseum? Das hört man selten. Versuchen Sie es doch einmal mit den Aquarius Wassermuseum in Mühlheim an der Ruhr. Im Stadtteil Styrum findet sich das Ausstellungshaus in einem stillgelegten, 50 Meter hohen Wasserturm, der von 1892 bis 1893 im Auftrag des Industriellen August Thyssen erbaut wurde. 500.000 Liter Wasser, so das Fassungsvermögen des Turms, dienten der Versorgung von Haushalten und Industrie. Seit 1992 erhalten Besucher spannende Informationen zu dem nassen Element – aus naturwissenschaftlicher und kultureller Sicht – sowie zur Funktionsweise eines Wasserturms. Auf vierzehn Ebenen mit 30 Multimedia-Stationen werden auch schwierige Sachverhalte leicht verständlich erklärt. Den Höhepunkt bildet die Rundum-Aussicht vom Panoramakranz des Turms in 35 Metern Höhe. Mehr Informationen erhalten Sie unter www.aquarius-wassermuseum.de.
9. ZOOM Erlebniswelt
Nordrhein-Westfalen verfügt über elf zoologische Gärten, die jährlich von rund 6 Millionen Menschen besucht werden. Ein besonderes Highlight für Tierfreunde ist die ZOOM Erlebniswelt in der Fußballstadt Gelsenkirchen. Auf dem Gelände des ehemaligen Ruhr-Zoos entstand hier eine Tierlandschaft, die sich von den üblichen Zoos in Deutschland abhebt: Hier findet man keine Tierkäfige, stattdessen begeistert die ZOOM Erlebniswelt durch ein modernes Konzept aus weitläufigen Arealen für die Tiere und einer ansprechend natürlichen Parkgestaltung. Ein Highlight ist die afrikanische Savanne, in der verschiedene Tierarten in Herden zusammenleben. Trotz der großzügigen Gehege können Besucher die Tiere durch intelligent angelegte Aussichtsplätze hautnah erleben. Wenn beispielsweise ein Löwe auf seinem Liegeplatz ein Stück Fleisch verspeist, können Sie – durch eine massive Plexiglaswand geschützt – tatsächlich jedes einzelne Haar zählen! Nähere Informationen zum Park finden Sie unter www.zoom-erlebniswelt.de.
10. Schleusenpark Waltrop
Ebenso einzigartig wie imposant zeigt sich der Schleusenpark Waltrop im Norden des Ruhrgebiets. Auf dem Areal findet der Besucher ein wichtiges historisches Zentrum der Binnenschifffahrt mit Schiffshebewerken, Brücken und Schiffsschleusen. Eine Ausstellung auf dem Gelände informiert Besucher über die Binnenschiffahrt allgemein, den Unterhalt der Wasserstraßen auf dem Areal und die technischen Grundlagen der Anlagen. Die interessanteste Sehenswürdigkeit des Parks ist das 1899 erbaute Alte Schiffshebewerk Henrichenburg, das bis zum Jahre 1969 in Betrieb war. Auf neuen Hebewerken, mit denen die großen Höhenunterschiede in diesem Teil des Dortmund-Ems-Kanals überwunden werden, können Touristen das beeindruckende Heben und Absenken der eintreffenden Schiffe beobachten. Von Ostern bis Ende Oktober sind ebenso Rundfahrten per Schiff durch die Anlage möglich. Auch wenn Sie kein Schiffahrt-Fan sind, ist der Schleusenpark Waltrop in jedem Fall einen Besuch wert