Die estnische Hauptstadt Tallinn liegt an der Nordküste des Landes, direkt am Finnischen Meerbusen und besitzt eine Küstenlinie von etwa 50 Kilometern. Die Stadt hat sich zu einem beliebten Ort für Ostseekreuzfahrten entwickelt und gerade die benachbarten Finnen, die nur 80 Kilometer von Tallinn entfernt sind, schätzen Estland als Ziel für Kurzreisen.
Tallinn, deren Name so viel wie „dänische Stadt“ bedeutet, ist das politische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum von Estland. Die Stadt ist bekannt für den Internet-Telefondienst „Skype“, der hier erfunden wurde, sowie für die besonders süße „Kalev“- Schokolade und die Vodka-Marken „Viru Valge“ und „Saarema“. 2011 war Tallinn zusammen mit der finnischen Stadt Turku die Kulturhauptstadt Europas.
Die Stadt umfasst eine Fläche von circa 160 Quadratkilometern, auf der fast eine halbe Million Menschen leben. Sie ist ein gutes Beispiel für eine mittelalterliche nordeuropäische Handelsstadt und wird daher als „mittelalterliche Perle Europas“ bezeichnet. Tallin besitzt viele Parks und erholsame Grünflächen. Außerdem laden die Uferpromenaden und Strände, wie etwa der Pirita-Strand, zum Spazierengehen und Baden ein.
1. Altstadt mit Stadtmauer
Die berühmte mittelalterliche Altstadt von Tallinn befindet sich im Herzen des Stadtteils Toompea (Domberg) im Südwesten, auf einem 50 Meter hohen Kalkhügel. Etwa 80 Prozent der Gebäude und Kopfsteinstraßen stammen noch aus dem 11. Jahrhundert, weshalb die Altstadt 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde.
Die Altstadt zeichnet sich durch verschlungene Gassen mit eisernen Straßenlampen, gotische Türme, mittelalterliche Märkte und halb versteckte Innenhöfe aus. Mit den farbenfrohen Giebelhäusern und dem Aussichtsplateau ist sie eine der meist besuchten Touristenattraktionen Tallinns. Das Plateau ist auch ein beliebter Treffpunkt, auf dem sich Ihnen ein wunderschöner Blick auf die ganze Stadt, die weitere estnische Landschaft und die Ostsee bietet. Gerade abends, wenn die Sonne untergeht, werden die Türme der Unterstadt in ein romantisches Licht getaucht.
Die Altstadt umgibt eine Stadtmauer, die zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört. Die Mauer wurde Ende des 13. Jahrhunderts gebaut. Sie ist noch fast zwei Kilometer lang, besitzt 26 Türme sowie zahlreiche Bastionen und ist eine der besterhaltenen mittelalterlichen Befestigungsanlagen in Europa. Der bekannteste Turm ist die „Dicke Margarethe“ mit einem Durchmesser von 25 Metern. Früher wurden in diesem Turm Waffen gelagert, heute beheimatet er das Seefahrtmuseum.
2. St. Nikolaikirche und Museum
Die St. Nikolaikirche liegt am Fuße des Dombergs in der Nähe des Rathausplatzes und ist ein Wahrzeichen der Stadt. Die spätgotische Steinkirche stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist Teil des estnischen Kunstmuseums. Sie ist damit eine der wenigen Kirchen Europas, die auch als Museum genutzt wird.
Die Kunstsammlung umfasst wichtige mittelalterliche estnische Kunstwerke, wie das bekannte Fragment des „Tanz des Todes“, das in der Antoniuskapelle aufbewahrt wird. Das Gemälde zeigt Menschen, die mit Skeletten tanzen, und symbolisiert die Unvermeidlichkeit des Todes. Gefertigt wurde das Werk vom Lübecker Maler Bernt Notke, einem der größten mittelalterlichen Künstler des Nordens.
Zur Ausstellung gehören auch Altarstücke und Skulpturen aus Holz. Sie können sich neben Gemälden auch Grabsteine berühmter Persönlichkeiten sowie die Silberkammer mit Schmuckstücken aus der Gildesammlung der Schwarzhäupter-Bruderschaft ansehen. Die St. Nikolaikirche wird wegen ihrer außergewöhnlichen Akustik auch als Konzertsaal genutzt. Gerade in den Sommermonaten finden hier viele Aufführungen und Konzerte statt.
3. Rathaus samt Vorplatz
Das Tallinner Rathaus wurde im 15. Jahrhundert errichtet und bildet das Zentrum der Altstadt. Es ist das einzige Rathaus in Nordeuropa, das noch im spätgotischen Stil erhalten ist. Die 64 Meter hohe Turmspitze schmückt seit 1530 die Figur des Stadtknechts „Vana Toomas“ (Alter Thomas), der Wächter der Stadt und Wahrzeichen zugleich ist. Zwei Wasserspeier in Drachengestalt sind am Zinnenkranz der Hauptfassade angebracht und im inneren Ratsstuhl können Sie die Darstellung von Tristan und Isolde bewundern. Auf der Aussichtsplattform des Turms haben Sie zudem einen hervorragenden Blick auf den Hafen.
Der Rathausplatz ist von detailreichen Kaufmannshäusern und schönen alten Bauwerken umgeben. Im Haus Nr. 11 befindet sich eine der ältesten Apotheken Europas, die noch aus dem 15. Jahrhundert stammt. Die Mitte des Platzes ziert ein runder Stein mit einer Kompassrose. Vor allem im Sommer wird der Rathausplatz mit den zahlreichen Cafétischen zu einem Touristenmagnet. Im Frühling finden hier die Altstadttage statt, an denen eine moderne Version des mittelalterlichen Karnevals gefeiert wird. Auch Open-Air-Konzerte und mittelalterliche Märkte locken immer wieder Besucher an.
4. Domkirche
Die Domkirche befindet sich auf dem Domberg am Kirchplatz und ist der Heiligen Jungfrau Maria geweiht. Sie wurde 1219 gebaut und ist damit eine der ältesten Kirchen der Stadt. Damit war sie zugleich die erste christliche Kirche aus dem estnischen Festland überhaupt.
Die dreischiffige Basilika wurde immer wieder umgestaltet und weist unterschiedliche architektonische Stile auf, die von estnischer Kalksteingotik bis hin zu Barock reichen. Der gewölbte Hauptteil wurde im 14. Jahrhundert geschaffen, während der 69 Meter hohe Glockenturm erst viel später dazu gebaut wurde. Diesen Turm können Sie besteigen und anschließend auf die Stadt blicken.
Das Interieur der Domkirche besteht aus zahlreichen kunstvollen Wappen-Epitaphen aus Eichenholz, die einst estnischen Adligen im 17. bis 20. Jahrhundert gehörten. Sehenswert sind auch die Grabdenkmäler bekannter Persönlichkeiten, wie das des Heerführers der Schweden Pontus de la Gardie oder das des Weltumseglers Adam Johann von Krusenstern. Sie können sich auch die Gruft des Otto Johann Thuve neben den Haupteingang ansehen und bei einer Führung der Geschichte des „Don Juan von Tallinn“ lauschen.
5. Schloss Kadriorg
Das Schloss Kadriorg wird als das großzügigste Schloss- und Parkensemble in der gesamten estnischen Architektur betrachtet und ist das „Kronjuwel von Tallinn“. Es ist circa zwei Kilometer vom Tallinn entfernt und steht im gleichnamigen Zentrum des Seebades. Die gut erhaltene kaiserliche Sommerresidenz des Zaren Peter I. wurde 1718 zu Ehren seiner Frau Katharina gebaut.
Kadriorg ist ganz im Stil des estnischen Barock gestaltet und besticht gerade durch seine rosafarbene Fassade. Entworfen wurde der Bau vom italienischen Architekten Niccolo Michetti. Der dekadente zweistöckige Hauptsaal ist mit zahlreichen Deckengemälden und Stuckarbeiten verziert und verdeutlicht die Extravaganz des Zaren. Das Schloss ist auch ein Ort für Veranstaltungen, Theateraufführungen, Lesungen und Empfänge jeglicher Art.
Der traumhaft angelegte Schlosspark ist ein beliebter Erholungsort für Touristen und Einheimische. Das Schloss Versailles diente ihm als Modell. Der Park besteht aus eleganten Blumenbeeten, großflächigen Gärten und dem symmetrischen Schwanensee, auf dem im Sommer wunderschöne Seerosen blühen. Sie können als Besucher auf den Alleen und Pfaden spazieren gehen und dabei die Meeresbriese der Ostsee spüren, die nur wenige Meter entfernt ist.
6. Kunstmuseum Kadriorg
Das Museum befindet sich im Schloss Kadriorg und gehört zu den größten Kunstmuseen der baltischen Staaten. Es besteht aus mehreren einzelnen Museen und umfasst eine Ausstellungsfläche von 24.000 Quadratmetern. Die fast 9000 Werke stammen fast ausschließlich von ausländischen Künstlern und decken den Zeitraum vom 16. bis zum 20. Jahrhundert ab.
Mehrmals jährlich finden wechselnde Ausstellungen zu europäischer Kunst und Geschichte statt. Auch Seminare, Vorlesungen und praktische Übungen sind Besuchern zugänglich. Bei einer von fast 1200 Führungen im Jahr können Sie mehr über westeuropäische und russische Gemälde, Grafiken und Skulpturen erfahren. Ebenso sehenswert sind die ausgestellten Keramiken und Antikporzellane des Alten Chinas. Bekannt ist das Museum vor allem für die Johannes Mikkel-Sammlung, die in einem Nebengebäude untergebracht ist.
7. Alexander-Newski-Kathedrale
Die Alexander-Newski-Kathedrale wurde auf Befehl des Zar Alexander III: zwischen 1894 und 1900 erbaut. Der auf einem Hügel stehende neobyzantinische Bau ist die größte orthodoxe Kirche des Landes und ein Sinnbild der Russifizierung Estlands. Sie ist dem Prinzen von Nowgorod, Alexander Yaroslavitz Newski gewidmet, der die Eisschlacht im Jahre 1242 gewann.
Die Kathedrale ist durch ihre fünf Zwiebeltürme und die rot-weiße Fassade schon von weitem sichtbar. Das Interieur ist äußerst prunkvoll gestaltet und zeigt zahlreiche Mosaike und Ikonen sowie wunderschöne Glasmalereien. Im Turm befindet sich mit elf Glocken das mächtigste Glocken-Ensemble Tallinns, dessen Klänge vor jedem Gebet ertönen. Die größte Glocke wiegt stolze 15 Tonnen.
Bei einem Besuch der Kathedrale sollten Frauen darauf achten, ihre Haare zu als Zeichen des Respekts zu bedecken.
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8. Freilichtmuseum Rocca al Mare
Das Freilichtmuseum Rocca al Mare liegt direkt an der Bucht von Kopli und ist 15 Minuten von der Tallinner Innenstadt entfernt. In diesem Museum können Sie eine Zeitreise in das alte ländliche Estland unternehmen. Das Areal eignet sich für einen Tag im Freien und dient vielen Bewohnern Tallinns als Rückzugsort.
Der große bewaldete Park umfasst eine Fläche von 84 Hektar und präsentiert Ihnen reetgedeckte Bauernhäuser im Stil des 18. bis 20. Jahrhunderts aus allen Regionen Estlands, Windmühlen, eine hölzerne Kapelle sowie eine Dorfschule und einen Tanzplatz. Die angestellten Schauspieler tragen Kleider der damaligen Zeit und zeigen Ihnen, wie die estnische Bevölkerung früher gelebt hat.
Familienorientierte Veranstaltungen stellen alte Traditionen anhand von Spielen, Liedern und Tänzen dar. Sie haben als Besucher die Möglichkeit in der Taverne eine Kleinigkeit zu essen oder ein Picknick auf einer der vielen Grünflächen zu machen. Ihre Kinder können reiten, während Sie sich die kunstgewerblichen Arbeiten ansehen.
9. Botanischer Garten
Der Botanische Garten ist allen Naturliebhabern wärmsten zu empfehlen. Er befindet sich am Fluss Pirita und hat sich auf Ausstellungen mit exotischen Pflanzen spezialisiert. Mit über 8000 Pflanzenarten und 110 Hektar Fläche ist der Botanische Garten ein familienfreundlicher Komplex für Sommerpicknicks und gelegentliche Freilichtkonzerte.
Sie können thematisch durch die Wüste, den tropischen Wald oder die Savanne gehen. Die Gewächshäuser sind jeweils einem Thema gewidmet und bieten dadurch Abwechslung beim Rundgang. Jeden Monat finden Ausstellungen zu bestimmten Themen statt, wie beispielsweise medizinische oder giftige Pflanzen, exotische Früchte, Schnittblumen und viele mehr. Die beliebteste Tour für Touristen ist die „Aroma“, die in einer Sommernacht stattfindet.
10. Bastionsgänge
Die Bastionsgänge sind eine Sehenswürdigkeit der besonderen Art, denn sie bieten eine Einführung in das mittelalterliche Tallinn. Die zahlreichen geheimnisvollen Gänge der Erdfestungen Tallinns wurden zusammen mit den Bastionen im 17. und 18. Jahrhundert gebaut. Ziel war es, die Soldaten und Munition sowie andere Ausrüstung vor dem Feind verdeckt zu platzieren.
Die eineinhalb Kilometer langen Bastionsgänge sind nur in Begleitung eines Fremdenführers zugänglich. Die Besichtigungen finden dienstags bis sonntags von 11–17 Uhr statt und dauern etwa eine Stunde. Fremdsprachige Besichtigungen werden jedoch nur auf Vorbestellung durchgeführt.