Im Kino geht es häufig um die Flucht vor dem Alltag. Durch die Hauptfiguren können wir als Zuschauer selbst unsere Sehnsüchte nach Abenteuer und Freiheit ausleben. Hier finden Sie eine nicht nach Rängen geordnete Top 10 an Filmen, die Ihre Reiselust noch verstärken.
1. Sieben Jahre in Tibet
Der selbstgerechte Österreicher Heinrich Harrer (Brad Pitt) lässt seine schwangere Ehefrau alleine zu Hause, da er im Himalaya mit einer Expeditionsgruppe den Nanga Parbat besteigen möchte. Beim Ausbruch des zweiten Weltkriegs wird Harrer verhaftet und wird in ein Internierungslager gebracht. In dieser Zeit lässt sich seine Frau von ihm scheiden. Nach einer komplizierten und beschwerlichen Flucht erreicht Harrer Tibet, wo er zum engsten vertrauten des Dalai Lamas wird.
Der Film aus dem Jahr 1997 konnte bei den Kritikern nur begrenzt überzeugen, da vielen der Tiefgang im Film fehlte. Positive Einigkeit herrschte aber bei allen über die beeindruckenden Landschaftsbilder, die der Film zu bieten hat. Die packenden Naturaufnahmen, die größtenteils in Argentinien gedreht wurden, dürften wohl kaum einen Zuschauer unberührt lassen. Die chinesische Regierung war weniger angetan von dem Film: Sie erteilte dem Regisseur Jean-Jacques Annaud sowie den Darstellern Brad Pitt, David Thewlis und Jamyang Jamtsho Wangchuk ein lebenslanges Einreiseverbot.
2. Moonrise Kingdom
Der junge Pfadfinder Sam (Jared Gilman) ist gemeinsam mit der depressiven Suzy (Kara Hayward) ausgebüxt und versetzt die gesamte Insel New Penzance in helle Panik. Der Stadtsheriff (Bruce Willis), der Pfadfinderanführer (Edward Norton) und Suzys Elter (Bill Murray und Frances McDormand) machen sich auf die Suche, während die beiden Ausreißer in der freien Natur die traute Zweisamkeit genießen.
Wes Anderson war seither bekannt für seine etwas eigenwilligen Komödien. Auch bei „Moonrise Kingdom“ kommt wieder sein spezieller Humor zur Geltung. Neben verdrehten Querverweisen auf Filme wie „Die Verurteilten“ hat der Film aber eine Hauptaussage: Den Drang nach Freiheit. Obwohl „Moonrise Kingdom“ die Heimatinsel der Hauptfiguren (fast) nicht verlässt, erleben die jungen Ausbrecher viele Abenteuer und die große Liebe in faszinierender Natur. Wer da nicht das Bedürfnis bekommt, selbst dem Alltag zu entfliehen, dürfte ganz klar in der Minderheit sein.
3. Into the Wild
Der 22-jährige Student Christopher McCandless (Emile Hirsch) der aus gutem Hause stammt, hat das einfache, langweilige Leben satt und begibt sich auf eine zweijährige Reise quer durch die USA, wo er fernab von Gesellschaft und Besitztümern zu sich selbst finden will. So bahnt er sich seinen Weg bis in die Wildnis Alaskas. Nur wenige Einsiedler (u.a. Vince Vaughn und Hal Holbrook) begegnen dem zivilisationsfeindlichen Flüchting auf seiner Odyssee.
„Into the Wild“ war 2007 die fünfte und bis dahin stärkste Regie-Arbeit von Oscar-Preisträger Sean Penn. Basierend auf einer Reportage des Autors John Krakauer, erzählt er die ungewöhnliche Geschichte von Christopher McCandless, der abrupt alles aufgab, um seine Verbundenheit zur Natur ausleben zu können. Beim Anblick der sensationellen Naturkulissen, die in „Into the Wild“ gezeigt werden, würde wohl der ein oder andere auch seine Ersparnisse weggeben, um die Freiheit Alaskas genießen zu können. Manchen dürfte aber auch ein Kurztrip vorerst genügen. Darüber hinaus konnte Hollywood-Veteran Hal Holbrook im stolzen Alter von damals 82 Jahren die erste Oscar-Nominierung seiner Karriere verbuchen.
4. Blue State – Eine Reise ins Blaue
Im Jahr 2004 leistet der überzeugte Demokrat John Logue (Breckin Meyer) voller Enthusiasmus Wahlkampfarbeit für den Präsidentschaftskandidaten John Kerry. Bei einer Veranstaltung lässt er sich betrunken dazu hinreißen, seine Auswanderung nach Kanada bei einem weiteren Wahlsieg von George W. Bush anzukündigen. Als Bush tatsächlich die Wahl gewinnt, macht er sich auf, sein Versprechen in die Tat umzusetzen. Auf dem Weg nach Kanada nimmt er die etwas eigenartige Chloe (Anna Paquin) mit, die sich auf eine Mitfahrgelegenheit beworben hatte. Im Laufe der Fahrt kommen die beiden sich dann näher.
Im Jahr 2007 verfilmt Marshall Lewy sein eigenes Drehbuch, was einige ironische Spitzen gegen den Irakkrieg und Ex-Präsident Bush beinhaltet. Neben der herzerwärmenden Liebesgeschichte führt der Film auch einen Kerngedanken auf, den so sicher die meisten schon einmal hatten, wenn es ihnen zu viel wurde: Woanders ist alles besser. Eine gescheiterte Beziehung, ein verlorener Job oder wie hier, ein nicht allzu gescheiter Politiker,sind für viele genug Gründe, manchmal das Weite zu suchen. Wenn es dabei auch noch so ein unvergessliches Abenteuer wie das von John und Chloe auf den weiten Highways der USA wird, dürfte selbst der heimatverbundenste Mensch ein wenig Fernweh verspüren.
5. Australia
Kurz vor dem Beginn des zweiten Weltkrieges, reist die Aristokratin Lady Sarah Ashley (Nicole Kidman) von England nach Australien, um dort ihrem angeblich untreuen Ehemann nachzustellen. Als Sarah gemeinsam mit dem Viehtreiber Drover (Hugh Jackman) an der Farm von Sarahs Mann ankommt, finden sie diesen ermordet auf. Um die Farm vor Viehbaron King Carney (Bryan Brown) zu retten, müssen Sarah und Drover die 1500 Rinder mehrere 100 Meilen durchs Outback treiben, um sie an die Royal Army zu verkaufen. Sie begeben sich auf eine Reise, die ihr Leben für immer verändern wird.
Mit „Australia“ fabrizierte Buz Luhrman, der aktuell eine Neuauflage von „Der große Gatsby“ ins Kino bringt, 2008 seine persönliche Liebeserklärung an sein Geburtsland. Die Geschichte lebt von Melancholie, Romantik und der Unendlichkeit der australischen Wildnis. Luhrmann genießt sichtbar die wunderschönen Landschaftsstriche, die er in sehenswerten Panoramaaufnahmen gekonnt widergibt. Auch wenn der Film inhaltlich die ein oder andere Schwäche aufweist, reicht er vollkommen aus, um den Zuschauer von einemAutralien-Urlaub träumen zu lassen.
6. Easy Rider
Die Biker Wyatt (Peter Fonda) und Billy (Dennis Hopper) schmuggeln Kokain aus Mexiko in die USA. Mit dem verdienten Geld reisen sie quer durch die Staaten, wo sie neben zahlreichen Abenteuern auch Anfeindungen über sich ergehen lassen müssen. Dennoch lassen sie sich bis zum tragischen Ende nicht aufhalten.
Es gibt wohl kaum einen Film, der seine Generation so sehr geprägt hat, wie die Motorrad-Rocker-Geschichte „Easy Rider, die die Hauptdarsteller Hopper, der auch die Regie übernahm und Fonda gemeinsam verfasst hatten. Der Freiheitsdrang der beiden Biker, die sich durch nichts aufhalten lassen, die Unendlichkeit der amerikanischen Highways und dazu der Titelsong „Born to be Wild“ von Steppenwolf, der mindestens so bekannt ist wie der Film selbst, tragen zum Mythos „Easy Rider“ bei. Wer an Freiheit denkt, kommt an diesem Film nicht vorbei. Vielleicht suchen auch Sie nach dem Film wieder im Schrank und machen die Lederjacke für eine Spritztour auf der Harley bereit.
7. Die fabelhafte Welt der Amélie
Amélie (Audrey Tautou) ist eine Tag-Träumerin, wie sie im Buche steht. Sie ist liebenswürdig, immer hilfsbereit und befindet sich in ihrer ganz eigenen Welt. Ihr Job als Kellnerin in einem Café in Montmartre reicht ihr vollkommen aus, um glücklich zu sein. Sie kann jeden Tag unter Menschen sein und begegnet zahlreichen Personen, die wesentlich schräger drauf sind als sie selbst. Eine professionelle Hypochonderin als Arbeitskollegin ist da nur die Spitze des Eisbergs. Von Amélie wird immer voller Einsatz gefragt. Als sie sich dann aber in den gutmütigen Sonderling Nino Quincampoix (Mathieu Kassovitz) verliebt, steht sie vor großen Problemen. Sie weiß nicht, wie sie sein Herz erobern soll und plötzlich ist Amélie auch mal Hilfe von jemand anderem angewiesen.
Im Jahr 2001 wurde diese schrullige Komödie von Jean-Pierre Jeunet zum Überraschungshit. Dieser Film spielt nicht nur in Paris, „Die fabelhafte Welt der Amélie“ ist Paris. Die schrillen Charaktere, die einzigartige Atmosphäre und natürlich die unverkennbaren Bilder. In der Mitte von alledem steht die Träumerin Amélie, die Einblicke in ihre einzigartige Gedankenwelt bietet. Wer sich da nicht anschließt und von der Stadt der Liebe träumt, dürfte damit ziemlich alleine dastehen.
8. Lost in Translation – Zwischen den Welten
Die junge Charlotte (Scarlett Johansson) fährt mit ihrem Mann, dem erfolgreichen Fotografen John (Giovanni Ribisi) nach Tokio. Da dieser sehr gefragt ist, muss sich Charlotte alleine in Japan beschäftigen. Währenddessen muss der in die Jahre gekommene amerikanische Schauspieler Bob Harris (Bill Murray) einen unerträglichen Dreh für eine japanische Whiskey-Werbung über sich ergehen lassen. Auch seine Ehe macht ihn längst nicht mehr glücklich. Im Park Hyatt Hotel lernen sich die beiden an der Bar kennen und verstehen sich auf Anhieb sehr gut. Nachdem John die Stadt für einen anderen Auftrag verlassen muss, wollen Charlotte und Bill gemeinsam Tokio erkunden. Es entwickelt sich eine unvergleichliche Reise durch das Nachtlebend der Metropole.
Der zweite Film von Francis Ford Coppolas Tochter Sofia bewies 2003, dass sie das Talent ihres Vaters geerbt hat, was ihr einen Oscar für ihr Drehbuch und eine Nominierung für die Regie und den Film einbrachte. Eindrucksvoll bringt Coppola ihre eigenen Japan-Erfahrungen mit in den Film ein und erzählt eine unglaublich packende und faszinierende Liebesgeschichte, die entgegen aller Konventionen rein platonisch bleibt. Bill Murray und Scarlett Johansson liefern mit die besten Leistungen ihrer Laufbahnen ab und die Lichter Tokios tragen zur besonderen Stimmung des Films bei. Gerade die Andersartigkeit, die Charlotte und Bob in dieser fremden Kultur verspüren, eröffnet dem Zuschauer zusätzliche Möglichkeiten, sich von der Stadt und den Leuten verzaubern zu lassen. Der vielleicht umwerfendste und beste westliche Film über japanische Kultur.
9. Cast Away – Verschollen
Chuck Noland (Tom Hanks) ist ein Problemlöser. Immer wenn etwas bei dem internationalen Transportunternehmen, für das er arbeitet, nicht stimmt, wird er rund um den Globus geschickt, um die Sache gerade zu biegen. Als er wieder einmal für einen Auftrag ins Flugzeug steigt, geschieht eine Katastrophe: Das Flugzeug stürzt ab. Chuck gelingt es als einzigem, sich auf eine einsame Insel zu retten, während alle anderen in den Trümmern sterben. Nun muss er täglich auf der paradiesischen Insel zwischen Palmen, Strand und blauem Meer ums Überleben und den Erhalt seines Verstandes kämpfen, da ihm die Einsamkeit sehr bald zusetzt. Er freundet sich mit einem ebenfalls gestrandeten Volleyball an, den er auf den Namen „Wilson“ tauft. Wilson ist immer für ihn da, hört ihm zu und wartet mit ihm auf die Rettung. Nur die lässt auf sich warten.
Im Jahr 2000 inszenierte Robert Zemeckis („Forrest Gump“) diese moderne Robinson Crusoe-Adaption mit dem erneut meisterhaften Tom Hanks in der Hauptrolle. Auch wenn Hauptfigur Chuck Noland unfreiwillig auf der Insel landet, ist sie allemal wunderschön und für ein paar Wochen Traumurlaub bestens geeignet. Wer würde da nicht gerne ein Netz ausrollen und Wilson seiner ursprünglichen Bestimmung zuführen?
10. Vicky Cristina Barcelona
Die Amerikanerin Vicky (Rebecca Hall) verbringt mit ihrer besten Freundin Cristina (Scarlett Johansson) den Sommer bei entfernten Verwandten in Barcelona. Während die Pragmatikerin Vicky verlobt ist und bald heiraten will, ist Cristina ein reiner Bauchmensch. Sie lebt für die Romantik und vernachlässigt dafür auch manchmal ihr Gewissen. In einem Restaurant lernen die beiden einige Tage nach ihrer Ankunft den charismatischen Künstler Juan Antonio (Javier Bardem) kennen. Nach einer kurzen Unterhaltung lädt er die beiden ein, in sein Haus in Oviedo zu kommen. Ohne große Zurückhaltung lässt Juan Antonio die Amerikanerinnen wissen, dass er mit ihnen schlafen möchte. Vicky findet den sehr direkten Annäherungsversuch eher lächerlich, aber Christina ist dem Charme des Spaniers erlegen. So beginnt für die beiden eine amouröse Abenteuerreise, bei der auch bald Vicky ihren Standpunkt überdenkt. Als dann Juan Antonios Ex-Frau María Elena (Penélope Cruz) auftaucht, überschlagen sich die Ereignisse.
„Vicky Cristina Barcelona“ ist ein Woody Allen-Film, wie er nicht schöner sein könnte. Sein Dauerthema, die Probleme der Liebe, sindnatürlich auch hier wieder der zentrale Punkt der Geschichte. Ansonsten strömt südländisches Flair aus jeder Pore des Films. Die schönen Bilder aus Barcelona und Oviedo, das Temperament von Bardem und Cruz, der großartige spanische Soundtrack machen den Film zu einem Meisterwerk. Nach „Vicky Cristina Barcelona“ möchte der Zuschauer einfach nur einen Abend auf dem Balkon einer Finka mit einer leckeren Flasche Rotwein verbringen und die Schönheit Spaniens aus nächster Nähe genießen.
Ein Kommentar
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