Wer heutzutage richtig günstig verreisen möchte, der setzt sein Glück auf die diversen Schnäppchenblogs im Internet. Hier werden oftmals die Hotels sowie die Flüge zu einem unschlagbaren niedrigen Preis angeboten. Dabei nutzen die Anbieter solcher Blogs bewusst die gemachten Fehler im Buchungssystem der Luftfahrtgesellschaften aus. Da aber diese Fehler auch wieder schnell korrigiert werden, ist hier Schnelligkeit Trumpf.
Die Schnäppchenblogs tauchen unter teilweise skurrilsten Namen auf wie beispielsweise Urlaubspiraten.de , Urlaubsguru.de oder einfach Weg24.de. Sie selbst verkaufen meist keine eigenen Reisen, sondern deren Mitarbeiter oder ein Schwarm von Gleichgesinnten durchsuchen das Internet gezielt nach möglichen Schnäppchen und sammeln diese. Dabei fungieren die Blogs im Allgemeinen als Vermittler, die pro angeklicktem Angebot eine Provision erhalten. Besonders günstige Reisepakete oder Flüge werden auch ohne jeglichen finanziellen Vorteil ins Netz gestellt. Die meisten Nutzer wiederum lassen sich entweder durch Facebook oder anderer sozialen Medien über die neusten Preise informieren. Im Laufe der Jahre wurde das Angebot immer mehr ausgeweitet. Heute stehen nicht nur günstige Flüge, Gutscheine oder Hotelrabatte im Fokus, sondern auch extrem niedrige Pauschalreisen. Ziel dieser Schnäppchenblogs ist es, immer ein möglichst breitgefächertes Angebot im Portfolio zu besitzen.
Dabei ist die eigentliche Geschäftsgrundlage nicht neu, denn günstige Preise im Bereich der Online-Reisen gab es schon immer. Aber meist macht sich niemand die Mühe, diese stundenlang im beinahe unendlichen Meer der Reiseangebote zu suchen. Neben den Gutscheinen für günstige Städtereisen und dem Kapazitätsausgleich im Last-Minute-Bereich der Fluggesellschaften, entstehen die wahren Preiskracher durch Fehlbuchungen im hochkomplexen Buchungssystem der Airlines, den sogenannten „Error Fares“. Zwar kam es in der Vergangenheit hin und wieder vor, dass die Fluggesellschaften diese Tickets nicht anerkannten, allerdings ist dies eines der Risiken, die der Nutzer solcher Schnäppchenblogs bereit sein muss einzugehen. Aber auf Grund der Vielzahl der ausgestellten Tickets, ist hier das entsprechende Risiko relativ klein. Auch begünstigt das automatische Buchungssystem eher die Wahrscheinlichkeit, dass der Fehler einem Mitarbeiter der Fluglinie nicht auffällt. Die Blogs wie Urlaubsguru.de oder Urlaubspiraten raten außerdem zur Sofortzahlung per Kreditkarte, um so möglichst schnell an ein günstiges E-Ticket zu gelangen. Ein Kardinalfehler wäre es allerdings, wenn der Reisende bei der Fluggesellschaft anruft, um sich die Buchung bestätigen zu lassen. Denn schlafende Hunde sollte man nicht wecken. Wird ein Flug dennoch nicht anerkannt, so erfolgt meist eine Stornierung und der Kunde erhält nach wenigen Tagen sein Geld zurück.
Aber wer ist das eigentliche Zielpublikum solcher Schnäppenblogs? Da diese meist unglaublichen Angebote nur in einer geringen Verfügbarkeit existieren, profitieren in erster Linie die Urlauber, die sich schnell entscheiden und auch zeitlich flexibel agieren können. Dagegen sind Familien mit Kindern eher benachteiligt, denn nicht immer ist klar, ob ein bestimmtes Angebot über die entsprechende Kontingentierung der Personenanzahl verfügt. Aber auch jener, der sich fest an einer bestimmten Destination klammert, hat hier klar das Nachsehen. Auch sind die unschlagbaren Preisangebote nicht immer für jeden Nutzer gleichermaßen leicht buchbar. Denn hin und wieder führen die Links auf fremdsprachige Websites. Wechselt man die Sprache auf jenen Seiten, so ist das eigentlich gewollte Angebot zuweilen nicht mehr auffindbar. Des Weiteren können sich die Abflughäfen im Ausland befinden, sodass noch eventuell Kosten für die Anreise und gegebenenfalls für die Übernachtung hinzugerechnet werden müssen. Im Endeffekt fällt der Gesamtpreis der Reise dann nicht mehr ganz so günstig aus. Eine Gewährleistung, ob eine Reise stattfindet oder nicht, gibt es bei den Schnäppchenblogs nicht. Auch unterscheidet sich der Buchungsprozess bei den Reiseanbietern, zu denen man automatisch vom Schnäppchenblog weitergeleitet wird, generell nicht. Dies bedeutet, das mögliche Kostenfallen wie für unnötige Versicherungen, zusätzliche Gebühren für bestimmte Zahlungsmodalitäten oder Gepäck, auf den Kunden lauern können. Es liegt dann in der jeweiligen Eigenverantwortung des Schnäppchenjägers sich bei den Hotels oder bei kompletten Reisepaketen genau zu informieren, ob das offerierte günstige Angebot noch seinen eigenen Wünschen entspricht oder nicht.
Aber lediglich nur Spartipps zur Verfügung zu stellen, reicht einigen Schnäppchenblogs nicht. So können beispielsweise die Leser von Urlaubsguru.de ihre komplette Reiseplanung in Auftrag geben. Der Hintergrund dieses Angebots basiert auf den Erfahrungen, die der Begründer, Daniel Krahn, beim Zusammenstellen des eigenen Urlaubs im Internet machte. Danach folgten entsprechende Anfragen aus dem Freundeskreis. Zu guter Letzt entstand so der Blog „Urlaubsguru“ für die breite Öffentlichkeit. Ähnlich begann auch der andere erfolgreiche Schnäppchenblog „Holiday Pirates“ im Jahr 2011, dem Dachunternehmen des deutschsprachigen Blog „Urlaubspiraten“. Heute betreiben die beiden Begründer, Sebastian Kaatz und Igor Simonow, zusammen mit einer Handvoll Mitarbeitern von Berlin aus, vier weitere Blogs. So einmal für die USA, Deutschland und Italien sowie den Rest von Europa.
Derzeit nehmen rund 1,2 Millionen Nutzer auf Facebook die Angebote von Urlaubsguru.de in Anspruch, bei den Urlaubspiraten sind es dagegen circa 560.000. Zwar wird noch ein Großteil der Ferien- und Kurzreisen über die herkömmlichen Reisebüros gebucht. Doch der Anteil sinkt seit Jahren beständig. Waren es im Jahr 2005 noch 43 Prozent, so lag er 2013 nur noch bei 32 Prozent. Viele Urlauber buchen mittlerweile direkt und meist online bei Hotels oder den Fluglinien. Über die Vergleichsportale werden bislang 14 Prozent der Buchungen abgewickelt, die Tendenz ist hier allerdings stark steigend. Eine weitere Möglichkeit eröffnet sich für die Schnäppchenblogs über die Nutzung von Smartphone-Apps. Hier sehen viele der Blogger ihre Marktchance für die Zukunft.