Around the World
Um die Welt reisen – einfach mal raus, alles hinter sich lassen und für eine Zeitlang dem Alltag entfliehen. Die Welt sehen, d.h. andere Kulturen, sehr viele Menschen mal flüchtig, mal innig, andere Systeme und Lebensansichten und am Ende wahrscheinlich sich selbst ein Stück weit besser kennenlernen. Davon träumen viele – Silvia Fritzsche lebt diesen Traum.
Die Wahlberlinerin, 29, tourte ab Juni 2011 zunächst durch Europa und bereiste anschließend Nord- dann Südamerika, schloss dann Neuseeland und Australien an und entdeckte schlussendlich Ostasien. Diese Kultur-Odyssee beschreibt Sie auf ihrem Blog www.missia.de.
Abseits des Mainstreams
Silvia geht es hier nicht um Tourismus-Touren, Postkartenbilder und Sichtseeing im Akkord. Es fällt auf, dass sie hinter die Kulissen schaut und den Menschen begegnen möchte. Bezeichnend, dass ihre zweite Station, nach einem kurzen Abstecher im ruhigen Island zwar New York heißt, ihr erster Bericht aber nicht von der 5th Avenue oder dem Times Square handelt. Sie beschreibt die Werbeflut, die auf sie niederprasselt, den Kontrast zum ruhigen Island und scheint mehr als froh, als sie zwei Tage später ins bewaldete Hinterland Southburrys reist. Sympathisch normale Bilder der Flora und Fauna unterstreichen diese Art des bodenständigen, ehrlichen Berichts abseits aller Instagramm-Fotos, die nur der Selbstbeweihräucherung und einer Art touristischem Name-Dropping dienen.
Sowieso scheint Silvia ihr Herz an Südamerika verschenkt zu haben. Mit viel Liebe und scharfem Auge zeichnet sie ein lebhaftes Bild von Galapagos, Ecuador, Chile und Uruguay. Silvia zeigt auch hier keine Berührungsängste und verheimlicht nichts – etwa das die ecuadorianische Stadt Guayaquil weder schön noch sonderlich sicher ist. Dennoch söhnt sie sich schnell mit dem Land aus, passierte ihr doch nichts Schlimmes dort. Silvia zeigt einnehmend auf ihren Bildern, dass die Natur in Südamerika noch diese unberührte Schönheit besitzt, ganz ohne Kitsch und Romantik.
Es gibt vielerlei Lärm, aber es gibt nur eine Stille
Neben atemberaubender Wald, Gebirgs- und Tierfotos beschäftigt sich Silvia immer wieder ausführlich mit den Menschen. Sie beschreibt den Umgang miteinander, auf den langen Busreisen, in den Märkten, aber auch den Umgang mit Touristen. Als sie in Peru über Machu Picchu schreibt, dies sei die absolute „Touri-Hölle“, spürt man förmlich ihre Enttäuschung und den Drang, fernab von Reisegesellschaft, Souvenirhändlern und Konsum, die wahre Identität eines Landes kennenzulernen.
Es sind diese intimen, fast einsamen Momente, die ihre Tour ausmachen. Ob Argentinien, Bolivien oder Brasilien, immer sucht sie diese eigenen, stillen Momente und bannt sie auf den Blog.
Sie beschönigt dabei nichts, auch nicht, dass die Schere zwischen positiver Erwartungshaltung an die Neuseeländer und deren Tourismusüberdruss sehr groß ist. Dem Entsetzen einer völlig dem Tourismus angepassten Insel zieht Silvia auch hier die Stille der Berge vor. Um unendliche Weiten zu finden, musste Silvia nicht ins Universum, sie fand sie in Neuseeland. Als es für eine knappe Woche nach Australien/Sydney geht, scheint es, als wäre sie dem Großstadtleben komplett fremd geworden.
Die letzte Station, Asien, konfrontiert die Reisende zu Beginn mit dem denkbar schlimmsten: der geballten Ladung Tourismuswirtschaft. Bali als Kulturschock – danach zieht es sie, wie sollte es anders sein, in die Berge und nach Kambodscha, Angkor Wat und in die Natur Vietnams.
Kein gewöhnlicher Reiseblog
Wenn Silvia in ihrem letzten Eintrag nach ihrer Rückkehr nach Deutschland den Verkehr als größten Kulturschock beschreibt, ahnt man, dass sie sich abseits der Straßen und der Tourismuszentren wohler fühlt. Und man erkennt, dass es ein Privileg ist, an diesen intimen Erfahrungen teilhaben zu dürfen. Hier geht es nicht um Sightseeing, sondern um eine Reise zur Ur-Schönheit des Planeten und zu sich selbst. Ein ganz und gar persönlicher, wunderbarer Blog.
Der gesamte Blog von Silvia ist 1000 mal besser als jeder Reiseführer; ich habe jedesmal gespannt auf einen neuen blog-Eintrag von ihr während ihrer gesamten Reisezeit gewartet. Sie hat ihre Beobachtungen nicht nur wunderbar beschrieben, sie hat auch ganz außergewöhnlich gute Fotos gemacht.
Solchen Menschen muss man viel Respekt zollen, denn sie reden nicht nur, sondern erfüllen sich ihren Traum. So eine Weltreise ist sicher eine tolle Sache. Camping mit Wohnwagen und dabei um die Welt reisen könnte ich mir auch gut vorstellen. 🙂