Garantiert ist Ihnen die folgende Situation bekannt: Sie sind in Italien,Frankreich oder auch Japan im Urlaub und benutzen gegenüber den Einheimischen dieselbe Zeichensprache, die Sie für gewöhnlich zu Hause in Deutschland verwenden. Es ist doch eigentlich ganz einfach: Einen „Daumen hoch“, ein nettes Lächeln und man findet schnell neue Freunde im Ausland, stimmt‘s?
Ganz so einfach ist es jedoch nicht – im Gegenteil: Bevor Sie in ein anderes Land reisen, ist es hilfreich, sich über die dort praktizierten Sitten zu informieren. Häufig können gewisse Gesten nämlich das genaue Gegenteil von dem bedeuten, was so selbstverständlich im eigenen Heimatland damit konnotiert wird. Im Folgenden haben wir eine kleine Übersicht für Sie zusammengestellt, die Ihnen helfen soll, die größten Zeichen-Fauxpas im Ausland zu vermeiden.
Die wichtigsten Zeichen und ihre unterschiedlichen Bedeutungen
Während der nach oben gestreckte Daumen in Deutschland eine durchweg positive Bedeutung hat, sollten Sie in einigen Mittelmeergegenden, im mittleren Osten und Australien vorsichtig mit diesem Zeichen sein. Durch die Geste könnten sich die Einheimischen angegriffen fühlen: An den entsprechenden Orten stellt ein „Daumen hoch“ nämlich eine starke Herabwürdigung dar. In der Türkei wird das Zeichen sogar als Aufforderung zu homosexuellen Tätigkeiten interpretiert.
Vorsicht ist auch beim sogenannten „Victory-Zeichen“ geboten. Wenn Sie Ihren Mittel- und Zeigefinger zu einem „V“ formen, sollten Sie in Großbritannien oder Australien stark darauf achten, wie Sie Ihre Hand halten. Solange Ihre Handinnenflächen von Ihnen weg zeigen, sollten Sie keine Probleme bekommen. Richten Sie sie allerdings nach innen, wird die Geste in den genannten Ländern als starke Beleidigung aufgefasst – sie stellt sogar eine noch größere Demütigung als der hierseits bekannte „Stinkefinger“ dar.
Auch die sogenannte „mano cornuta“ ist eine weltbekannte Geste, die man in Deutschland überwiegend auf Rock- oder Heavy-Metal-Konzerten sichten kann. Während die Musikbegeisterten hierzulande mit ausgestrecktem Daumen, erhobenem Zeige- und kleinem Finger ihre Arme rhythmisch zur Musik bewegen, bedeutet jenes Zeichen in anderen Kulturen etwas völlig anderes. Vor allem in Spanien sollten Sie die Geste gegenüber Männern unbedingt umgehen: Damit bringen Sie nämlich zum Ausdruck, dass Ihr Gegenüber betrogen wurde.
Der Fingerkreis ist eine in Deutschland viel eingesetzte Geste. Hat Ihnen beispielsweise das Gericht in einem Restaurant gut geschmeckt, können Sie der Bedienung mit einem aus Daumen und Zeigefinger geformten Kreis ganz ohne Worte erklären, dass das Essen zu Ihrer Zufriedenheit war. In Frankreich oder Spanien gilt das Zeichen jedoch als Beleidigung. Ebenso in Belgien oder Tunesien: Dort bringen Sie mit dem Fingerkreis zum Ausdruck, dass Sie Ihr Gegenüber für eine „Null“ halten.
Allerdings geht es auch andersherum: Was in Deutschland als provokativ oder herabwürdigend empfunden wird, kann in anderen Kulturen durchaus nett gemeint sein. Dazu zählt beispielsweise der Schlag in die Hand. Formen die Einheimischen Westafrikas ihre Hände zu Fäusten und schlagen mit diesen in die Handfläche, müssen Sie nicht fürchten, angegriffen zu werden. Im Gegenteil: Dort bedeutet die Geste so viel wie „Okay“ oder „Einverstanden“.
Kreuzen Sie Mittel- und Zeigefinger, sind gleich mehrere Bedeutungen möglich. In Deutschland, Spanien, Schweden und der Schweiz drückt diese Fingerkombination (hinter dem Rücken) aus, dass jemand lügt. In China kommt dem Zeichen allerdings eine neutrale Bedeutung zu: Im Land der Mitte versteht man darunter einfach nur die Zahl zehn.
In Kanada und Brasilien wünschen Sie Ihrem Gegenüber damit hingegen ganz ohne Worte „Viel Glück!“.
Um Missverständnisse zu vermeiden, sollten Sie sich auch darüber bewusst werden, wie Sie in verschiedenen Ländern „Ja“ und „Nein“ zum Ausdruck bringen. Während in Deutschland ein einfaches Kopfschütteln genügt, um Ablehnung zu zeigen, bedeutet dieselbe Geste in Indien das genaue Gegenteil.
Universelle Zeichen
Doch nicht für alle Zeichen gilt „andere Länder, andere Gesten“. Es gibt auch solche, die überall auf der Welt verstanden werden. Dazu zählt beispielsweise das sogenannte „Hang Loose“ Zeichen: Bei diesem werden bei geschlossener Faust nur der Daumen und kleine Finger abgespreizt. Die Geste hat sich bei Surfern als Grußzeichen eingebürgert. Grundsätzlich wird damit so viel wie „Cool!“ oder „Locker!“ ausgedrückt.
Mit diesen Tipps gehört ein verwirrtes oder gar verärgertes Gesicht Ihres Gegenübers der Vergangenheit an. Einer internationalen Freundschaft steht somit nichts mehr im Wege. Was gibt es schließlich Schöneres als einen herzlichen, interkulturellen Austausch?